Selbstbestimmt den eigenen Wünschen nachgehen und aus eigener Kraft einen unabhängigen Lebensunterhalt erlangen - durch unsere geplante Schneiderinnenschule in Arusha soll dies für eine Vielzahl von sozial benachteiligten jungen Frauen zur Realität werden.
In den meisten Maasai Gemeinschaften im Norden Tansanias sind die Bildungsmöglichkeiten für Kinder unzureichend und ermöglichen der Gesellschaft kaum ein Entrinnen aus der Armut und der Abhängigkeit anderer. Die meisten Berufe, welche eine schulische Ausbildung erfordern, sei es Krankenschwester, Mechaniker oder Schneiderin, werden von Personen anderer Stammeszugehörigkeit ausgeführt.
Aufgrund des patriarchischen Gesellschaftssystems der Maasai haben besonders die Mädchen kaum Chancen, sich beruflich zu verwirklichen und so für einen eigenen, unabhängigen Lebensunterhalt aufzukommen. Dies macht sie vulnerabel im Hinblick auf negative und verletzende Praktiken innerhalb der Maasai Gemeinschaft (bspw. Mädchenbeschneidung, häusliche Gewalt oder Zwangsheirat).
Spielende Kinder vor einer Lehmhütte
Mädchen Namayan beim Hüten junger Schafe
Ausgehend von den geschilderten Herausforderungen in der Projektregion haben wir das Projekt ‚Shule kwa Ushonaji wa Engoitoi Epuan’ ausgearbeitet (Übersetzt: Schneiderinnenschule Engoitoi Epuan). Die Schneiderinnenschule für Mädchen ab 15 Jahren ist eine Zukunftsvision unseres Vereins, welche wir ab Ende 2022 in die Tat umsetzen möchten.
Mit der Projektimplementierung möchten wir folgende Ziele erreichen:
• Ökonomische Möglichkeiten:
Eine Schneiderausbildung auf hohem Niveau und ein sicherer Start in das selbständige Arbeiten befähigen die Frauen dazu, einen nachhaltigen Lebensunterhalt zu erlangen.
• Psychische Gesundheit:
Bilden eines geschützten Rahmens für junge Frauen, in welchem sie sich aufgehoben fühlen und auf ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Bedürfnisse stossen.
• Selbstwertgefühl & Selbstbestimmung:
Befähigung, aus eigener Kraft und unabhängig von anderen Personen die eigene Zukunft bestimmen zu können und so die eigenen Wünsche zu verwirklichen.
Da die meisten Programmteilnehmerinnen vom Land anreisen werden soll eine Heim-Schule (Boarding School) in einem geeigneten Haus mit Umschwung entstehen. Das Ausbildungsprogramm wird 1 Jahr dauern und ist in 2 Blöcke à je 6 Monate aufgeteilt. Die nebenstehende Tabelle zeigt auf welche Aktivitäten in welchem Umfang getätigt werden und was die Prorammteilnehmerinnen dabei erlernen sollen.
Derzeit entwerfen und produzieren wir mit den beiden künftigen Hauptlehrerinnen Kleider und Accessoires aus afrikanischem Wachsstoff. Künftig sollen diese Stoffwaren von den Programmteilnehmerinnen selbst im 2. Block hergestellt werden. Der Verkaufserlös dieser Produkte soll den Absolventinnen erlauben ein Startkapital für den Aufbau ihres eigenen Geschäfts zu erwirtschaften.
Um passende Projektteilnehmerinnen zu finden, sind wir eine Zusammenarbeit mit der lokal tätigen Organisation 'Pastoral Women's Council' eingegangen. Diese Organisation setzt sich mit Erfolg seit 1997 für Maasai Mädchen und Frauen im Norden Tansanias ein. Bei den Programmteilnehmerinnen handelt sich um Mädchen und junge Frauen, welche eine Primarschule abgeschlossen haben, jedoch dann aus finanziellen oder familiären Gründen (Schwangerschaft oder Zwangsheirat) die Mittelstufe abbrechen mussten. Einige dieser Mädchen widersetzten sich zudem ihren Eltern, den Mann zu heiraten, welche diese für sie aussuchten.
Ich freue mich sehr darauf als Lehrerin in der Schule von Engoitoi Epuan tätig zu sein. Es ist eine wunderbare Vorstellung mein Wissen jungen Frauen weiter zu geben und sie so auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten
- Mama Suzi, zukünftige Lehrerin
Wir sind davon überzeugt, dass Bildung einer der Schlüssel ist, um Maasai Mädchen und Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Resilienz zu verhelfen. Insbesondere das Erlernen eines Berufes erhöht ihre Stellung innerhalb der Gemeinschaft und befähigt sie, für sich selbst zu sorgen. Nach Mass gefertigte Kleidung ist vor Ort sehr gefragt, weshalb die Schneiderinnenausbildung den Frauen sehr gute Chancen auf ein dauerhaftes eigenes Einkommen schaffen wird. Dadurch sind sie besser in der Lage, sich gegen verletzende und fremdbestimmte Praktiken zu wehren und gleichzeitig die positiven Aspekte ihrer Kultur zu erhalten, zu fördern und zu geniessen.
Von der erfolgreichen Ausbildung der Programmteilnehmerinnen profitieren auch deren Familienmitglieder, insbesondere deren Kinder. Zudem hat dieses Projekt eine wegweisende Funktion, um die Gleichstellung von Mann und Frau innerhalb der Maasai Gesellschaft weiter voranzutreiben.
Derzeit werden unsere Stoffwaren von den beiden künftigen Hauptlehrerinnen Mama Suzi und Johari und ihren Teams hergestellt. Bei der Ausarbeitung und dem Verkauf sammeln wir erste, wertvolle Erfahrungen. Bei der Projektumsetzung werden diese kunterbunten und lebensfrohen Schneiderprodukte von den Absolventinnen selbst angefertigt.