Schneiderinnenschule für sozial benachteiligte junge Frauen in Arusha

Selbstbestimmt den eigenen Wünschen nachgehen und aus eigener Kraft einen unabhängigen Lebensunterhalt erlangen - mit einer Ausbildung an unserer Schneiderinnenschule verhelfen wir jungen Frauen dazu, dass dies zur Realität wird.

Projekthintergrund: Fehlende Bildungsmöglichkeiten & gesellschaftliche Hürden

In Tansania schliessen nur gut 30% der Kinder eine Sekundarschule ab. Vielen Eltern fehlen die finanziellen Mittel, um ihren Kindern einen höheren Schulabschluss oder eine Berufslehre ermöglichen zu können. Daher versuchen sich viele junge Erwachsene als Tagelöhner durchzuschlagen und sie sind stets auf der Suche nach Arbeit. 

Aufgrund des patriarchischen Gesellschaftssystems ist es insbesondere Mädchen verwehrt sich auszubilden. Da sie aus Sicht der Eltern so oder so an den künftigen Mann 'verloren' gehen, ist die Bereitschaft in die Töchter zu investieren oftmals gering. So werden viele Mädchen kurz nach Schulabschluss verheiratet. Diese Gegebenheiten machen junge Frauen vulnerabel im Hinblick auf verletzende Praktiken ihrer Kultur (bspw. Zwangsheirat, häusliche Gewalt) und ermöglichen der Gesellschaft kaum ein Entrinnen aus der Armut und der Abhängigkeit anderer. 

Mimuti beim Wasser holen
Mimuti beim Wasser holen

Kinder beim Spiel rund ums Haus.

Kind Namayan beim Hüten der Schafe ihrer Familie.

Lösungsansatz: "Shule kwa Ushonaji wa Engoitoi Epuan"

Ausgehend von den geschilderten Herausforderungen in der Projektregion haben wir das Projekt ‚Shule kwa Ushonaji wa Engoitoi Epuan’ ausgearbeitet (Übersetzt: Schneiderinnenschule von Engoitoi Epuan). 

Mit der Projektimplementierung möchten wir folgende Ziele erreichen:

• Ökonomische Möglichkeiten:
Eine Schneiderausbildung auf hohem Niveau und ein sicherer Start in das selbständige Arbeiten befähigen die Frauen dazu, einen nachhaltigen Lebensunterhalt zu erlangen.

• Psychische Gesundheit:
Bilden eines geschützten Rahmens für junge Frauen, in welchem sie sich aufgehoben fühlen und auf ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Bedürfnisse stossen.

Selbstwertgefühl & Selbstbestimmung:
Befähigung, aus eigener Kraft und unabhängig von anderen Personen die eigene Zukunft bestimmen zu können und so die eigenen Wünsche zu verwirklichen.

Exkurs Bau Scneiderinnenschule: Grosses ist entstanden!

Im April 2022 kaufte der Verein ein grünes Landstück am Rande von Arusha. Nach der Campusplanung begann die Bauumsetzung der gesamthaft 15 Gebäude. Die Implementierung dauerte gut zwei Jahre bis Ende 2024. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Schuleröffnung im Januar 2025 gesetzt.

Die Umsetzung dieses grossen Projektes war nur dank der grosszügigen Unterstützung verschiedener Stiftungen, Institutionen und Privatpersonen möglich. Wir sind sehr dankbar für die Treue und das Vertrauen, welches uns jene entgegenbrachten. Herzlichen Dank!

In unserem Ausbildungsprogramm nehmen wir 20-22 Schülerinnen pro Jahr auf. Es dauert gesamthaft 10 Monate und ist in zwei Semester à 5 Monate aufgeteilt. Im ersten Semester erlernen die Schülerinnen das Grundhandwerk des Schneiderberufs gemeinsam mit drei Lehrpersonen. Sie werden im Nähen von Accessoires, Kleidung, Leder und dem Besticken mit Glasperlen unterrichtet. Im zweiten Semester beginnen die Schülerinnen eigene Projekte auszuarbeiten und selbständig zu nähen. Dies gemeinsam mit zwei Lehrpersonen (Designer & Hauptlehrer). Ab der zweiten Hälfte des zweiten Semesters besuchen die Schülerinnen unterschiedliche Blockkurse zu den Inhalten: Ökonomie, Familienplanung, Stickerei, Stoffmalen und lebenspraktischen Themen (s. unten Tabelle Ausbildungsprogramm). Ausserdem werden sie unterschiedliche Stoffprodukte gemeinsam mit den Lehrpersonen und der Projektleitung ausarbeiten und herstellen, die der Verein anschliessend zum Verkauf anbietetDer Verkaufserlös fliesst ins Schneiderinnenprojekt zurück und ermöglicht den Schülerinnen einen ersten kleinen Lohn für den Aufbau ihres eigenen Geschäfts zu erwirtschaften.

Ausserdem erhält jede Schülerin auf Ausbildungsstart ihre eigene Nähmaschine, die sie nach Abschluss mitnehmen darf. Der Verein ist zudem darum bemüht auf die individuellen Bedürfnisse der Absolventinnen einzugehen, ihnen eine Palette an Anschlussmöglichkeiten zu bieten und sie in ihrem weiteren Werdegang zu begleiten.

Der Verein führt regelmässig Monitorings durch, um ausfindig zu machen, wie es den Absolventinnen geht, wo sie leben und wie sie ihren Lebensunterhalt erlangen.

Ich bin stolz als Lehrerin in der Schule von Engoitoi Epuan tätig zu sein. Es bereitet mir viel Freude mein Wissen jungen Frauen weiter zu geben und sie so auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten

- Mama Suzy, Hauptlehrperson

Zukünftige Lehrerin Mama Suzi

Bei unserer Schneiderinnenschule handelt es sich um eine Heimschule, da wir Schülerinnen aus nah und fern bei uns aufnehmen. Dabei stammen alle Schülerinnen aus schwierigen Verhältnissen (Armut, Zwangsheirat, Waisen, häusliche Gewalt, HIV-positiv). Um die Schülerinnen zu finden, sind wir verschiedene Kollaborationen mit lokalen Akteuren eingegangen. Diese sind die NGO 'Pastoral Women's Council', die Frauen- und Kinderschutzbehörde von Arusha, unterschiedliche Kirchen in der Projektregion sowie verschiedene Regierungsinstitutionen.

Neben dem Unterricht unterstützen die Schülerinnen die Hausmutter bei den täglich anfallenden Arbeiten, wie dem Sauberhalten der Räumlichkeiten und der Umgebung sowie beim Kochen. Am Wochenende unterhalten sie ausserdem einen Schulgarten und einen Ackert, wo biologisches Gemüse wächst.

Schülerinnen vor dem Schulraum

Schülerin Tumaini beim anlegen des Schulackers

Unterricht im Schulraum

Schülerin Monika an ihrer Nähmaschine

Bildung ist der Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung und Resilienz

Wir sind davon überzeugt, dass Bildung einer der Schlüssel ist, um Mädchen und Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Resilienz zu verhelfen. Insbesondere das Erlernen eines Berufes erhöht ihre Stellung innerhalb der Gemeinschaft und befähigt sie, für sich selbst zu sorgen. Nach Mass gefertigte Kleidung ist in Tansania sehr gefragt, weshalb die Schneiderinnenausbildung den Frauen gute Chancen auf ein dauerhaftes eigenes Einkommen schaffen wird. Dadurch sind sie besser in der Lage, sich gegen verletzende und fremdbestimmte Praktiken zu wehren und gleichzeitig die positiven Aspekte ihrer Kultur zu erhalten, zu fördern und zu geniessen.


Von der erfolgreichen Ausbildung der Programmteilnehmerinnen profitieren auch deren Familienmitglieder, insbesondere deren Kinder. Zudem hat dieses Projekt eine wegweisende Funktion, um die Gleichstellung von Mann und Frau innerhalb der Gesellschaft weiter voranzutreiben.

Die Schülerinnen unseres ersten Lehrgangs mit zwei Lehrpersonen im Januar 2025

Kunterbunt und Lebensfroh: Stoff- und Naturlederwaren mit Herz

Ab Herbst 2025 werden unsere Stoff- und Naturlederwaren von den Schülerinnen unserer Schneiderinnenschule genäht. Die bis anhin verkauften Produkte wurden von den Lehrpersonen Mama Suzy, Moses und Daines mit ihren Teams hergestellt.


Alle Produkte werden von uns entworfen und mit viel Sorgfalt von Hand genäht. Die Ausgangsmaterialien werden vor Ort eingekauft und verarbeitet. Das Naturleder stammt von der Gruppe 'Maasai Leather', welche Tierhäute in einem natürlichen Verfahren und ganz ohne chemische Zusatzstoffe von Hand gerben. Dabei stammen die Tierhäute von Ziegen, Schafen und Rinder, welche während Lebzeiten in Herden durch die afrikanischen Steppen zogen. Getötet wurden sie einzig ihres Fleisches wegen.

Up-cycling Jeansjacken
Up-cycling Kappen
Bag